
Borussia Mönchengladbach steckt mitten in einer Übergangsphase, die gleichzeitig unruhig, notwendig und erstaunlich lebendig wirkt. Kein Sportchef, ein Interimstrainer, ein halbleerer Kader durch die Länderspielpause und trotzdem: Auf dem Fohlenplatz bewegt sich etwas.
Polanski bleibt auf Probe aber gewinnt an Beliebtheit
Eugen Polanski darf weitermachen. Offiziell ist er weiterhin nur Interimscoach, faktisch aber längst der Mann, der Borussia durch diese wackelige Zwischenzeit führt. Seit dem Rücktritt von Gerardo Seoane hat Polanski die Mannschaft stabilisiert, klare Ansagen gemacht und alte Hierarchien aufgebrochen.
Das Präsidium hat ihm das Vertrauen „über die Länderspielpause hinaus“ ausgesprochen. Medien sprechen von einer Bewährungsphase über die nächsten drei Spiele keine Beförderung, aber eine echte Chance. Polanski setzt auf Rotation, Intensität und Eigenverantwortung. Wer bei ihm nach alter Stammplatzlogik denkt, hat verloren.
Und nicht nur die Vereinsführung, auch die Fans stellen sich zunehmend hinter ihn. Auf den Tribünen und in den Foren wird Polanski als „genau der Richtige für den Job“ bezeichnet jemand, der den Klub versteht, die Spieler kennt und diese Verbindung glaubwürdig lebt. Viele Anhänger wünschen sich, dass aus der Übergangslösung eine Dauerlösung wird.
Der Sportdirektor fehlt Schröder bleibt Wunschlösung
Während Polanski auf dem Platz improvisiert, sucht der Klub im Hintergrund nach dem neuen sportlichen Kopf.
Rouven Schröder (RB Salzburg) gilt weiterhin als Wunschkandidat. Erfahrung, Netzwerk, Führungsstärke alles, was Gladbach derzeit fehlt. Sein Vertrag in Salzburg läuft jedoch bis 2028, was die Verhandlungen schwierig macht.
Alternativen wie Nils-Ole Book (Elversberg), Jonas Boldt, Alexander Rosen oder Martin Stranzl kursieren, aber keiner dieser Namen scheint aktuell wirklich heiß. Bis ein neuer Sportchef kommt, führt Polanski den Verein de facto allein eine ungewöhnliche Situation, die ihm zwar Freiheit gibt, aber auch das volle Risiko.
Talente erhalten ihre Chance
In den letzten Tagen durften mehrere Nachwuchsspieler bei den Profis mittrainieren:
Nico Vidic, Fritz Fleck, Yannick Michaelis, Elias Vali Fard und Can Armando Güner aus U19 und U23 gehörten ebenso dazu wie Wael Mohya, der nach seiner Verletzung wieder voll einsteigt.
Auch Charles Herrmann und Niklas Swider stehen im erweiterten Kreis.
Besonders im Fokus: Wael Mohya. Der 16-Jährige könnte beim Test gegen Münster sein Comeback geben nach monatelanger Pause ein starkes Signal, dass Polanski den Nachwuchs ernsthaft integriert.
Gute Nachrichten von der Reha-Front
Zwischen improvisierten Trainingsgruppen und Übergangstaktik gibt es immerhin zwei erfreuliche Personalgeschichten:
Robin Hack ist nach seiner Verletzung wieder ins leichte Lauftraining eingestiegen und dreht inzwischen auf dem Fohlenplatz seine Runden noch ohne Ball, aber mit zunehmender Intensität.
Noch wichtiger: Franck Honorat steht seit heute wieder mit der Mannschaft auf dem Platz. Nach muskulären Problemen steigt der Franzose vorsichtig ins Teamtraining ein. Polanski bekommt damit ein Stück Offensivkraft zurück, das in den letzten Wochen spürbar gefehlt hat.
Zwischen Baustelle und Aufbruch
Auf den ersten Blick wirkt diese Phase wie eine Zwischenlösung, in Wahrheit ist sie ein kleiner Neustart. Polanski nutzt die Länderspielpause, um Talente zu testen, Rückkehrer zu integrieren und Abläufe zu straffen.
Das Spiel gegen Preußen Münster wird mehr als nur ein Freundschaftsspiel sein eine Momentaufnahme, wie weit Gladbach in dieser unfreiwilligen Neuordnung schon gekommen ist.
Der Klub sucht nach Führung, der Trainer nach Stabilität, und die Fans nach Identität. In Polanski sehen sie beides Bodenständigkeit und Leidenschaft, die Borussia lange vermisst hat.
Es ist kein perfekter Neustart. Aber vielleicht endlich einer, der ehrlich gemeint ist.