
Tomas Cvancara Foto: Sascha Hohnen
Cvancara vor Leihe in die Türkei – Tabaković kommt aus Hoffenheim
Von der Hoffnungstransfer zum Transferfall: Borussia Mönchengladbach trennt sich vorerst von Tomas Cvancara. Der tschechische Angreifer steht kurz vor einem Wechsel zu Antalyaspor in die türkische Süper Lig. Der 24-Jährige soll für ein Jahr ausgeliehen werden. Eine Kaufoption ist nicht vorgesehen. Die sportliche Führung erhofft sich Spielpraxis und neue Impulse auch mit Blick auf einen möglichen Wiederaufbau in Gladbach.
Cvancara war im Sommer 2023 für rund zehn Millionen Euro von Sparta Prag an den Niederrhein gewechselt. Der Start verlief stark. Zwei Tore im DFB-Pokal gegen Bersenbrück, ein Doppelpack am ersten Bundesliga Spieltag gegen den FC Augsburg. Danach jedoch folgte der Einbruch. Muskelverletzungen warfen ihn aus dem Rhythmus. In der Rückrunde kam der Nationalspieler kaum noch zum Einsatz. Die Plätze im Sturmzentrum wurden von Jordan Siebatcheu und Tim Kleindienst besetzt.
„Entwicklung ermöglichen, nicht blockieren“
Sportdirektor Roland Virkus bezeichnet die Leihe als logischen Schritt. „Wir wollen Tomas nicht fallen lassen, im Gegenteil. Aber wir müssen ihm ermöglichen, sich auf hohem Niveau weiterzuentwickeln. Die aktuelle Kadersituation macht regelmäßige Einsätze in Gladbach schwer.“ Für Cvancara sei der Schritt in die Türkei deshalb eine „sportlich und persönlich sinnvolle Lösung“.
Trainer Gerardo Seoane hatte sich in der abgelaufenen Saison mehrfach schützend vor den Stürmer gestellt. Cvancara sei schnell, technisch stark, torgefährlich. Doch Seoane betonte zuletzt auch, dass Kleindienst die Nase vorn habe. „Tomas braucht Spielrhythmus. Den können wir ihm momentan nicht garantieren.“ Auch ein System mit zwei Spitzen sei nur dann praktikabel, wenn das Zusammenspiel auf Anhieb funktioniere.
Tabaković ersetzt Cvancara und Kleindienst
Im Gegenzug reagierte Gladbach auf die sich zuspitzende Personallage in der Offensive. Mit Haris Tabaković kommt ein Ersatzstürmer von der TSG Hoffenheim. Der 29-Jährige wird für eine Saison ausgeliehen. Tabaković war erst vor einem Jahr aus Berlin in den Kraichgau gewechselt, blieb bei der TSG aber ohne Perspektive. In der zweiten Liga hatte der physisch starke Angreifer mit 19 Treffern auf sich aufmerksam gemacht.
„Haris bringt Erfahrung und Durchsetzungskraft mit. Wir glauben, dass er uns kurzfristig helfen kann“, sagte Virkus. Hintergrund des Transfers ist nicht nur Cvancaras bevorstehende Abreise. Auch Tim Kleindienst fällt weiter aus. Der 28-Jährige leidet an hartnäckigen Adduktorenproblemen und befindet sich im individuellen Aufbautraining. Ein Comeback ist aktuell nicht absehbar.
Klare Linie statt Panik
Die Neuausrichtung in der Sturmspitze ist Ausdruck einer nüchternen Analyse. Cvancara bleibt vertraglich bis 2028 an Borussia gebunden. Ein endgültiger Abschied ist nicht geplant. Stattdessen soll die Leihe als Zwischenetappe genutzt werden, um Form und Marktwert wiederherzustellen. Mit Tabaković gewinnt Gladbach kurzfristige Stabilität, ohne sich finanziell zu binden.
Virkus und Seoane setzen auf sachliche Kaderarbeit, nicht auf symbolische Maßnahmen. Die Entscheidung für eine Cvancara Leihe und gegen eine Verkaufslösung unter Wert spricht für sportliche Weitsicht.
Mönchengladbach sortiert seine Sturmreihe mit kühlem Kopf. Cvancara erhält die Chance auf einen Neustart in der Türkei. Tabaković bringt die Erfahrung und die Physis, die Seoane für die kommenden Wochen braucht. Für Borussia ist es ein Balanceakt zwischen Tagesgeschäft und Zukunftsplanung. In beiden Disziplinen wirkt der Verein derzeit gut aufgestellt. [S/H]