
Wenn am Samstag um 14 Uhr im Aachener Tivoli das Flutlicht erstmals in der neuen Drittliga-Saison aufleuchtet, wartet auf die Zuschauer ein Duell zweier ungleicher Gegensätze Der ambitionierte Traditionsverein Alemannia Aachen empfängt die talentgeladene Reserve der TSG 1899 Hoffenheim II
Zwei Welten
Auf der einen Seite steht ein Verein, der nach Jahren in der sportlichen Versenkung mit Macht zurück will. Auf der anderen eine Nachwuchsmannschaft, deren Hauptziel nicht Aufstieg, sondern Ausbildung heißt.
Aachens Trainer Benedetto Muzzicato, seit wenigen Wochen im Amt, muss seine Mannschaft derzeit fast schon aus der Not heraus aufstellen. Gleich mehrere Spieler fehlen verletzt allen voran Innenverteidiger Mika Hanraths, der mit einer schweren Verletzung bis Jahresende ausfällt. Auch die Kadertiefe macht Sorgen: Gegen Ulm standen nur 14 Feldspieler im Spieltagskader, ein Zustand, der sich auch gegen Hoffenheim nicht verbessern dürfte.
„Natürlich ist das keine einfache Situation“, erklärte Muzzicato nach dem letzten Spiel. „Aber wir jammern nicht. Wir wollen unseren Weg trotzdem konsequent weitergehen.“
Auf Hoffenheimer Seite sieht die Lage anders aus. Trainer Stefan Kleineheismann, früher selbst Verteidiger beim 1. FC Nürnberg, betreut eine junge, dynamische Truppe mit Perspektive. Das Durchschnittsalter liegt bei gerade einmal 20,9 Jahren und die Spieler haben klare taktische Vorgaben. Ballkontrolle, schnelles Umschalten und strukturiertes Pressing sollen das Fundament bilden.
„Wir wollen uns als Mannschaft in den Abläufen weiter stabilisieren“, betonte Kleineheismann zuletzt. „Das Spiel in Aachen wird ein echter Charaktertest.“
Voraussichtliche Aufstellungen
Alemannia Aachen (4-2-3-1):
Olschowsky – Meyer, Lorch, Yarbrough – Wagner, Wiebe – Gaudino, Strujic – Richter, Torsiello – Wriedt
Fehlende Spieler: Hanraths, Bahn, Goden, Heister, Sulejmani
TSG Hoffenheim II (4-3-3):
Petersson – Erlein, Frees, Lässig, Bähr – Reisig, Dağdeviren – Đurić, Zeitler, Llugiqi – Amaimouni-Echghouyab (?)
Fraglich: Amaimouni (Fußverletzung)
Taktik: Was ist zu erwarten?
Für Aachen wird es in diesem Spiel vor allem um Kompaktheit und defensive Stabilität gehen. Aufgrund des Rumpfkaders wird Muzzicato voraussichtlich auf ein defensiv sicheres Mittelfeld setzen, das über Spieler wie Gaudino und Wiebe das Spiel beruhigt und nach vorne gezielte Nadelstiche setzt. Im Angriff ruhen die Hoffnungen auf Neuzugang Kwasi Wriedt, der seine Klasse bereits in der 2. Bundesliga unter Beweis gestellt hat.
Die TSG Hoffenheim II hingegen dürfte auf ihr strukturiertes Pressing vertrauen. Mit schnellen Außen und einem aktiven Spiel gegen den Ball versucht die U23, Gegner früh zu Fehlern zu zwingen. Besonders die defensiven Abstimmungen sind nach Aussage des Trainers aktuell im Fokus ein Indiz dafür, dass das Spiel taktisch geprägt sein könnte.
Historie: Premiere auf Ligaebene
Bemerkenswert: Es ist das erste Pflichtspiel zwischen beiden Mannschaften auf Profiebene. Die TSG-Reserve ist zwar für ihre gute Nachwuchsarbeit bekannt, war bisher aber nie Gegner der Aachener Profis ein Duell mit historischem Charakter also.
Alemannia Aachen geht mit Heimvorteil und Erfahrung ins Rennen trotz der Personalprobleme. Die Hoffenheimer reisen mit spielerischer Leichtigkeit und einem jungen, unverbrauchten Kader an, der unangenehm zu bespielen ist.
Für beide Seiten steht einiges auf dem Spiel: Aachen möchte sich im oberen Drittel etablieren, Hoffenheim II braucht Stabilität, um sich in der Liga zu akklimatisieren. Am Ende wird wohl die Frage entscheidend sein, wem es gelingt, aus seinen Ressourcen mehr zu machen dem ausgedünnten Kader des Traditionsklubs oder der frischen Energie des Nachwuchses.
Von Sascha Hohnen